Menschenrechte sind nicht käuflich
Sebastian Sons
Sebastian Sons
Die Fußball-WM in Katar steht für ein System, in dem der Westen Menschenrechte nur dann einfordert, wenn es den eigenen Zwecken nicht im Wege steht. Der promovierte Islam- und Politikwissenschaftler Sebastian Sons ist Experte für die arabischen Golfmonarchien und ausgebildeter Journalist. In der Reihe ZÜNDSTOFF im Atrium Verlag beleuchtet er kritisch die Rolle Katars und der anderen Golfstaaten, aber auch Deutschlands und der westlichen Länder und zeigt, warum genau diese WM eine große Chance bieten könnte.Warum die WM in Katar auch bei uns zu einer neuen Politik führen muss
Die Fußball-Weltmeisterschaft im November und Dezember 2022 in Katar ist umstritten. Bereits im Vorfeld gab es immer wieder Hinweise auf massive Menschenrechtsverletzungen und Korruption. Sebastian Sons sagt: All dies ist auch Symptom einer chronisch kranken Politik des Westens. Menschenrechte werden nicht vertreten, stattdessen regieren Gier, Kommerz und eine Politik des Wegduckens. Doch die WM verschafft uns auch eine gute Möglichkeit, unsere Verantwortung wiederzuentdecken: Sons fordert eine klare Strategie im Umgang mit autoritären Regimes wie Katar und keine internen und ressortübergreifenden Grabenkämpfe. Denn der Einfluss der Golfstaaten ist immer größer geworden und kann nicht mehr ignoriert werden. Nur eine Politik, die einerseits die eigenen Interessen vertritt und andererseits freiheitliche Werte verteidigt, kann glaubwürdig sein, nach innen wie nach außen.
Der Fall Russlands zeigt, welche Gefahr politisches oder wirtschaftliches Agieren birgt, wenn Menschenrechtsfragen zu sehr in den Hintergrund rücken. Sons meint: Mit der WM in Katar kann eine Wiederholung dieser außenpolitischen Ignoranz vermieden werden. Auf deutliche Worte muss klares Handeln folgen, geprägt von Rückgrat und Weitsicht und unter der Prämisse, dass Menschenrechte weder käuflich noch verhandelbar sind.
Erscheint am 21. September 2022 im Atrium Verlag.
Dr. Sebastian Sons ist Regionalexperte für die arabischen Golfmonarchien und arbeitet als Wissenschaftler beim Center for Applied Research in Partnership with the Orient (CARPO). Er studierte Islamwissenschaft, Neuere Geschichte und Politikwissenschaft in Berlin und Damaskus, absolvierte die Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule und promovierte zu pakista-nischer Arbeitsmigration nach Saudi-Arabien. Er arbeitete u.a. in der Sat.1-Sportredaktion. In zahlreichen deutschsprachigen und internationalen Medien analysiert Sons die politischen, wirtschaftlichen und sportpolitischen Entwicklungen in den arabischen Golfstaaten und bereist seit vielen Jahren regelmäßig die Region zu Forschungszwecken. 2016 erschien sein Buch Auf Sand gebaut. Saudi-Arabien – Ein problematischer Verbündeter (Propyläen). Sebastian Sons lebt in Berlin.