Großer Preis des Deutschen Literaturfonds 2025 an Katerina Poladjan

Pressetext

> Download
(.pdf, 243 KB)

Auszeichnungen des Deutschen Literaturfonds für Katerina Poladjan, Lara Rüter, Juan S. Guse und Monika Zeiner

Den „Großen Preis des Deutschen Literaturfonds“ erhält in diesem Jahr Katerina Poladjan. Sie wurde von der Jury, bestehend aus Matthias Kniep, Hans Thill und Miriam Zeh, aus dem Kreis der bisher durch den Deutschen Literaturfonds geförderten Stipendiatinnen und Stipendiaten gewählt. Der „Große Preis des Deutschen Literaturfonds“ ist aus dem „Kranichsteiner Literaturpreis“ hervorgegangen und mit 50.000 EUR dotiert. Er gehört neben dem „Joseph-Breitbach“- und dem „Georg-Büchner-Preis“ zu den hochdotierten Literaturpreisen für ein herausragendes literarisches Gesamtwerk. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger: Felicitas Hoppe, Ulrike Draesner, Georg Klein, Annette Pehnt, Martina Hefter.

Aus der Begründung der Jury:

„Der Große Preis des Deutschen Literaturfonds geht 2025 an die Autorin Katerina Poladjan. Ihre Romane sind Schatzkästchen. An einer Figur oder einem Gebäude, einem einzelnen erzählten Tag oder einer therapeutisch aufgearbeiteten Lebensgeschichte kann die 1971 in Moskau geborene Katerina Poladjan die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts in all ihrer Ambiguität aufblättern. So öffnete ihr Roman Zukunftsmusik (2022) jenen kurzen historischen Moment, als in der Sowjetunion mit dem Tod des Generalsekretärs Konstantin Tschernenko alles möglich schien – für die Bewohner der unscheinbaren Kommunalka und das ganze Land. In Hier sind Löwen (2019) wagt sich ein Geschwisterpaar in schönster lakonischer Sprache auf die Spuren ihrer Familie, die im Ersten Weltkrieg dem Völkermord an den Armeniern zum Opfer fiel. Anfang der 70er Jahre an den Händen ihrer Eltern ‚durch einen Spalt im eisernen Vorhang gezogen‘, wie sie es selbst einmal formuliert hat, balanciert Katerina Poladjan dabei auf den Schultern der russischen Weltliteraten und schreibt von dort aus europäische Romane. In Goldstrand (2025) zeichnet sie von den 1920er Jahren bis zur Gegenwart eine Familien- und Exilgeschichte, in der Verlust und Aufbruch einander die Hand geben wie eine Generation der nächsten, bis ein melancholisches Panorama einer europäischen Epoche entsteht.

Als Autorin beherrscht Katerina Poladjan verschiedene Tonalitäten, von märchenhaft bis postmodern. Doch zeichnen sich alle ihre Romane durch ihre Form, eine besondere dramaturgische Kunstfertigkeit und Erzählökonomie aus. Mit schriftstellerischer Sensibilität und feinem Humor verlässt sich Katerina Poladjan dabei stets auf ihre Geschichten, um Geschichte zu erzählen. Ihre Bücher sind eine Verteidigung der Menschlichkeit, der aktuellen Weltlage zum Trotz.

Für ihr Gesamtwerk und unter besonderer Berücksichtigung des aktuellen Romans Goldstrand verleiht die Jury Katerina Poladjan den ‚Großen Preis des Deutschen Literaturfonds‘.“

 

Den Kranichsteiner Literaturförderpreis erhält Lara Rüter

Der „Kranichsteiner Literaturförderpreis“, der seit 2003 jährlich durch den Deutschen Literaturfonds an eine Autorin oder einen Autor unter 35 Jahren mit mindestens einer Buchveröffentlichung vergeben wird, geht an die Autorin Lara Rüter.

„Der Band amoretten in netzen (2024) von Lara Rüter ist eines der bemerkenswertesten Lyrikdebüts der letzten Jahre. Die darin enthaltenen Gedichte sind formbewusst und anspielungsreich, ohne dabei je verrätselt zu sein. Sie bewegen sich souverän auf der Höhe gegenwärtiger Diskurse, biedern sich dem Zeitgeist jedoch nicht an. Bei allem Witz, der den Texten eigen ist – es sind flinke, in sich wendige Gebilde – gibt es Unterströme von Trennungs- und Verlusterfahrungen, die sich erst nach wiederholter Lektüre erschließen. Der Umgang mit Trauer ist dabei nicht ‚confessional‘-exhibitionistisch, sondern stets diskret. Einmal heißt es: ‚also das, was fehlt, vermehrt sich doch, ständig wächst die liste noch‘.

Die Gedichte sind disparat und zugleich konzise – verbunden durch einen selbstbewussten künstlerischen Zugriff. Lara Rüter schreibt über Punktmutationen, Korallenbleiche und ausgestorbene Tiergattungen aus dem mittleren Kambrium sowie über das Gen ARHGAP11B, das im menschlichen Neokortex die Faltenbildung anregt. Die Leserinnen und Leser folgen ihr ins Affengehege des Leipziger Zoos, ins Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und – auf den Spuren des Polarforschers Ernest Shackleton – ins Packeis der Antarktis. Gleichberechtigt schreibt sie über jungpaläolithische Kleinkunst und die Entwicklung des Videospiels Pong. Außerdem ist das Buch ein Dialog mit dem Dichter Ovid, der bei Lara Rüter zwischen die Geschlechter fällt und dessen Verwandlungsfuror sie für die eigenen Gedichte produktiv macht.“

Der „Kranichsteiner Literaturförderpreis“ ist seit 2024 mit 10.000 Euro dotiert.

 

Das New-York- und das London-Stipendium

„Das New-York-Stipendium erhält der Schriftsteller und Soziologe Juan S. Guse. Sein aktuelles Buch Tausendmal so viel Geld wie jetzt (2025) erkundet den Alltag junger Krypto-Millionäre, in der Verbindung von Feldforschung und Fiktion. Erzähltechnisch raffiniert wie gesellschaftspolitisch relevant zeigt Juan S. Guse damit einen Weg tief hinein in alternative Realitäten und gleichzeitig eine fantastische Flucht aus der Verschwörung hinaus.“

Das New-York-Stipendium umfasst einen zehnwöchigen Aufenthalt im Deutschen Haus in New York. Der Deutsche Literaturfonds stellt die Mittel für die Reise und den Aufenthalt bereit.

„Das London-Stipendium erhält die Schriftstellerin Monika Zeiner. Sterne spielen bei der Erzählerin Monika Zeiner, die auch mit einer Band auftritt, eine große Rolle: sie leuchten bereits aus dem Titel ihrer beiden ersten Romane: Die Ordnung der Sterne über Como und Villa Sternbald. Die Leserinnen und Leser von Epochenromanen in Cinemascope werden an Villa Sternbald ihre Freude haben. Der rühmlich/unrühmliche und leicht kuriose Weg der fränkischen Dynastie Finck, die eine florierende Schulmöbelfabrik betreibt, wurde von der Kritik als Hommage an Thomas Manns Buddenbrooks enthusiastisch begrüßt: als großes Panorama der deutschen Geschichte, als Wiedererfindung des Erinnerungsromans.“

Das London-Stipendium umfasst einen zehnwöchigen Aufenthalt am Queen Mary College der University of London. Der Deutsche Literaturfonds stellt die Mittel für die Reise und den Aufenthalt bereit.

 

Alle Preise werden gemeinsam mit dem „Paul-Celan-Preis“ für herausragende Übersetzungen am 26. November 2025 im Literarischen Colloquium in Berlin überreicht. Die Laudatio auf Katerina Poladjan hält die Autorin Monika Rinck.

Unter www.deutscher-literaturfonds.de finden Sie weitere Informationen.

 

Der Deutsche Literaturfonds wird durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

 

Kontakt für die Medien

Politycki & Partner, Literatur- und Pressebüro

Birgit Politycki, Telefon: 040-4309315-12, Mail: bp@politycki-partner.de

 

Deutscher Literaturfonds

Sabine Rössler, Telefon: 06151-40930, Mail: info@deutscher-literaturfonds.de

 

Downloads & Infos

Pressetext

> Download
(.pdf, 243 KB)

© Politycki & Partner